Das Teufelsbad

Das sogenannte Teufelsbad war ursprünglich eine große Grube. Sie hatte ca. 20m Länge und 20m Breite. Ich kann mich noch gut an diese „Grube“ erinnern. Wir habe als Kinder oft hier „nachgeschaut“. In dieser Grube stand nie Wasser, auch nicht nach dem stärksten Regen. Wir suchten als Kinder immer Frösche und Molche in den Tümpeln der Umgebung, aber in dieser Grube war außer Müll nichts zu finden. So liegen sicher noch heute viele alte Fahrräder, Malereimer, Autotüren, Scheiben, Dosen und allerlei sonstiger Schrott unter der Erde, da die Grube Anfang der 1980er Jahre zur Verfüllung genutzt wurde.

Später wurden auf diesem kleinen Eckgrundstück Ahorn Bäume gepflanzt. Es ist nicht mehr zu erkennen, welche geheimnisvolle Dinge sich hier abgespielt haben…

Die Sage vom Teufelsbad
(vom Lehrer Jakob Freund aus Berge)

Auf halben Wege zwischen Hebenshausen und Marzhausen liegt etwa 20m von der Göttinger Chaussee oberhalb des Judenfriedhofs das alte „Düwelsbad“.
Zur Erklärung dieses Namens muß ich etwas ausholen:
Das früher hier liegende Dorf, dessen Name bis jetzt unbekannt geblieben ist [Anm. der Ort heisst Bremerode], erstreckte sich vom heutigen Mühlenberg bis zum „Salüber“ (Salufer, Salweidenhöhe). Die jetzige Straße ist erst vor 100 Jahren angelegt, während früher ein gewöhnlicher Feldweg die Dörfer miteinander verband, der für den damaligen, lebhaft betriebenen Schmuggel von größter Bedeutung war. Da wurde – wenn alles ringsum still lag,- langsam und geheimnisvoll ein Sarg von 8 Männern vorübergetragen; denn in diesem Aufzug gelang es meistens, den Grenzjägern zu entschlüpfen. Um die Zeit wagte auch kein Mensch, den Weg zu passieren, und noch heute geht kaum jemand um Mitternacht am Judenfriedhof vorbei, weil es da „spukt“!
Vor etlichen Jahren erzählt mir mein Freund, daß er zur mitternächtlichen Stunde dort vorbeigeritten sei. Plötzlich sei sein Pferd stehen geblieben und weder durch gute noch böse Worte fortzubringen gewesen. Das Tier sei statt vorwärts immer rückwärts gegangen und habe ihn in eine mißliche Lage gebracht, sodaß er gezwungen gewesen sein, abzusteigen. Erst als er das Pferd am Zügel bis auf die Höhe der Straße unter freundlichen Worten und großer Anstrengung hinter sich hergezogen habe, sei es im beschleunigten und ängstlichen Trapp bis zur seinem Stall gelaufen.
Den ältesten Leuten ist noch im Gedächtnis, daß das Kirchlein auf dem heutigen „Salüwer“ stand, während das Wirtshaus genau über dem heutigen Teufelsbad sich erhob und auf dem Mühlenberg die Mühle lustig ihre Flügel im Winde drehte. Der Ackerboden bestand zum größten Teil aus unfruchtbaren Mergel und war längst nicht imstande, den Bedarf an Brot zu decken.So zogen die Burschen und jungen Männer in die Fremde, um sich dort Arbeit und Verdienst zu suchen, während die Frauen die landwirtschaftlichen Arbeiten zu Hause verrichten mußten und dazu auch den Sonntag benutzen. Jeden Sonnabend kamen die Arbeiter ins Dorf zurück. Die Sonntagnacht aber fand sie bei ausgelassenen Trinkgelagen im Wirtshause; denn war kümmerte diese Männer der Ruf der Glocken oder die mahnende und warnende Stimme des Predigers? Was nützte überhaupt noch das Kirchengehn? Davon bekamen sie kein Bort und eingeschenkt wurde doch auch nicht!
Bis zum späten Sonntagmorgen hinein wurden Witze gerissen und die schamlosesten Zoten zum Besten gegeben, und manch einer Schlich im Rausche dann durchs Dorf zum letzten Häuschen, das von der weit und breit bekannten Gertrud bewohnt wurde. Ihr Vater hatte im Streit einen Grenzjäger erstochen und war dann an den auf dem heutigen „Warnüber“ (zwischen Berge und Hebenshausen) stehenden Galgen geknüpft worden. Weit und breit waren die Bewohner dieses Dörfchens durch ihren unsittlichen und gottlosen Lebenswandel berüchtigt. Wie oft waren sie gewarnt! So fielen einst durch die Unvorsichtigkeit eines Betrunkenen viele Häuser einem schrecklichen Brand zum Opfe. Dürre Zeiten waren unerbittlich dahergeschritten. Mit zorniger Hand schrieb der Herr eine Hungersnot über das Dorf; aber von einer Besserung war nichts zu spüren, im Gegenteil: den Prediger hatten sie verjagt, weil er nur allein Schuld sei an diesen entsetzlichen Unglück.
Die Glocke rief nicht mehr zum Gotteshaus, das Kirchlein stand öd und verlassen. Doch im Wirtshaus ging es drunter und drüber …
Es war an einem drückend=heißen Sommersonntag=Nachmittag, als sich der östliche Himmel zwischen den beiden letzten Säulen des Eichsfeldes – dem Hanstein und Rusteberg – urplötzlich verdunkelte. Gewaltige Wolkenmassen wurden wie von unsichtbaren Händen gebaut und kulissenartig übereinandergeschoben. Ihre gezackten, schmutzig=gelben Ränder zuckten oft schwefelgelb auf. Die berauschten Zecher in der rauchgeschwängerten, niedrigen Wirtsstube sahen es nicht … Unheimlich schnell, wir von teuflischen Hunden gehetzt, näherten sich die grau=gelben, tiefhängenden, blitzgegürteten Wolkengebirge mit verhaltenem Groll dem Leinetal: die lärmenden, zotenfrechen Zecher hören es nicht … Urplötzlich durchgespukt ein blendender Feuerstrahl die niedrige Stube. Ein ohrenbetäubender Knall folgt unmittelbar, der die Grundfesten der Erde erzittern läßt. Die Betrunkenen wanken und fallen in die Ruine. Gott hat das Kirchlein, sein eigenes Haus, zerschmettert! der Glocken ehernen Mund für immer verstummen lassen. An Rettung denkt kein Mensch! Zumal die Wolken, wie von unsichtbaren Händen, gleichsam ausgeschüttet werden! Ein reißender, schmutziger, brausender Strom unterspült Häuser und Bäume, reißt alles was sich ihm entgegenstellt, fort und macht im Verein mit dem rasenden Strum in kurzer Zeit alles dem Erdboden gleich.
Erst nach mehreren Stunden beruhigen sich die entfesselten Elemente. Und nun bietet sich ein schreckliches Bild der Verwüstung. Die Wassermassen, die vom Hackelberg (genannt nach den Früchten der dornigen Hauchhechel, die da massenhaft steht) herunterstürzten, haben einen tiefe, immer breiteren Graben zwischen Rhöneberg und Mühlenberg gerissen. Die Häuser und Hütten sind verschwunden, das Kirchlein ist bis auf den Grund niedergebrannt, das Teufelshaus in der Tiefe verschwunden; ein schmutzig-gelber, brodelnder Schlammteich deckt seine Reste.
Die Bewohner der Umgebung kennen diesen Kreisrunden kleinen Teich nur unter dem Namen „Düwelsbad“; denn sie erzählen, daß der Teufel, wenn er vom Brockenhexentanz zurückkomme, in dem kühlen Wasser erst ein erfrischendes Bad nehme, um sich vom Hexenschmutz zu reinigen …


Autor der Sage:
Lehrer Jakob Freund aus Berge, Juli 1931
Einleitung:
Lars Klein

Quellen:
Das Werrastal
Nachrichtenblatt des Werratalvereins
Lehrer Jakob Freund aus Berge, Juli 1931, Seite 107 & 108

So könnte der Teufel gebadet haben ...

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