Renovierung 1980

Ev.-Luth. Pfarramt Berge

Niederschrift von Dr. Pfarrer Jeremias

Die Grundlegende Renovierung der EV.-Luth! Kirche in Hebenshausen im Jahr 1980

Seit Jahren befand sich die Kirche in einem sehr schlechten Zustand: Sie war feucht, eng und dunkel. Die den Chor abschließende Holzwand und die viel zu großen klobigen Emporen nahmen dem Kirchenraum Licht und Weite.

Da die Gemeinde sehr finanzschwach ist und aus eigenen Mitteln die Kirche nicht renovieren konnte, war sie auf Beihilfen angewiesen. Insgesamt wurden drei Anträge auf Beihilfe an das Landeskirchenamt (LKA) gestellt: 1977, 1978, 1979 (die beiden letzten von mir). Die beiden ersten Anträge wurden abgelehnt. 1979 stellte ich dann zusätzlich einen Antrag auf Beihilfe in Höhe von 10.000,-DM an das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen. Sie wurden uns aus den sogen. „Zonenrandmitteln“ gewährt. Auch das Landeskirchenamt bewilligte (daraufhin) die für die Renovierung notwendigen Mittel.

Im Antrag 1977 wurde die Bausumme auf 75.000,-DM geschätzt; für 1980 auf 100.000,-DM. Spenden aus der Gemeinde waren bis Ende 1979 in Höhe von 7.666,-DM eingegangen. (1980 kamen noch einmal 2.543,-DM für die Ausstattung der Kirche hinzu.)

Die Vorgespräche über die Renovierung zogen sich über längere Zeit hin. Sie wurden geführt mit der Bauberatung des LKA (Architekt Herrmann) und der Denkmalspflege des Landes Hessen.
Folgende Hauptprobleme standen zur Lösung an: Beseitigung der Feuchtigkeit, Gestaltung der Emporen, des Altarraumes, der Decke.
Folgende Lösungen ergaben sich aus den Gesprächen: Feuchtigkeit: Umlaufend sollte ein ca. 10cm breiter Streifen über dem Fußboden frei von Putz bleiben und so das „Atmen“ des Mauerwerkes ermöglichen. Emporen: Entgegen dem Wunsch des Kirchenvorstandes wurde ein ersatzloser Abriß der Empore nicht genehmigt. Sie durften jedoch verkleinert werden, d.h. in der Länge gekürzt, zur Wand hin reduziert und an ihrem Ende abgewinkelt (nicht wie bisher: rechtwinklig).

Altarraum: Die den Chor abschließende Holzwand sollte ersatzlos abgerissen werden, die in ihr befindlichen Gittertüren zu einem an der Westwand unter der Empore zu erreichenden Schrank benutzt werden. Die bisher oben über dem Altar befindlichen Kanzel sollte erhalten und auf einem Podest an der Nordseite des Chores aufgestellt werden. Ein neuer freistehender Altar war zu errichten.
Decke: Nach langen Erörterungen blieb als Lösung, die Decke so zu belassen und sie nur neu zu streichen, die Fugen und Stöße zu verspachteln.

Die Bauleitung für die Arbeiten wurden Herrn Architekten Walter Vogelei (Eichenberg/Bahnhof) übertragen. Nach Einholung der Angebote stellte sich heraus, daß die geschätzte Summe von 100.000DM weit überschritten würde; bis zu ca. 145.000DM. Aufgrund des hohen Spendenaufkommens in der Gemeinde bewilligte das LKA weitere 40.000DM. Nach Genehmigung durch das LKA wurden die Aufträge im Juli 1980 vergeben.

Die Arbeiten selbst begannen am 1. September 1980 mit einer freiwilligen Arbeitsaktion von Kirchenvorstand, Pfarrer, Architekt und Küsterehepaar: Bänke, Emporen und Altarwand mit Altar wurden abgerissen. Da die Empore wurmstichig war, konnten keine Brüstungsteile wiederverwendet werden, nur das untere Balkenwerk war erhaltenswert.

Im Verlauf der Renovierung fanden eine Reihe weitere Arbeitsaktionen in Eigenleistung statt, an der sich der KV, Gemeindemitglieder, Pfarrer, Architekt, insbesondere die Küsterin und ihr Mann beteiligten: so z.B. das Herstellen der Drainage an der Nord- und Ostwand, verschiedene Erd- und Maurerarbeiten, Reinigungsarbeiten. Insgesamt wurden ca. 200 freiwillige Arbeitsstunden geleistet.

Im einzelnen umfaßte die Renovierung folgende Arbeiten: -Erneuerung der Empore wie geplant (s.o.). Dabei wurde die Südwest-Treppe erneuert und weniger steil gestaltet; die NW-Treppe wurde ersatzlos abgerissen. Statt der bisherigen Rundung hat die Orgelempore nun einen eckigen Verlauf.
– Altarraum: wie geplant (s.o.). Der Altar wurde als freistehender verputzter Block mit Sandsteinplatte gestaltet und mit einer Altarstufe
versehen. Da der alte Alate keine Steinplatte besaß, mußte eine neue Platte besorgt werden. Durch Vermittlung des Dekans konnte eine alte,
nicht mehr im Gebrauch befindliche Altarplatte aus Spangenberg (wohl aus der dortigen Hospitalkapelle) gewonnen werden.
Durch das Engagement von Herrn Vogelei, der die beteiligten Handwerksfirmen um Spenden bat, konnte auch noch ein Taufstein aus
Sandstein angefertigt werden.
– Das Gestühl wurde vollständig erneuert, dazu mit einer Bankheizung versehen.
– Die Fenster wurden völlig erneuert und neugestaltet; Bankheizung und (aus ästhetischen Gründen: leider) Konvektoren in der
Fensterleibungen.
– Auch die Beleuchtung wurde vollständig neugestaltet
– Fußboden: die Platten wurden vervollständigt und ausgebessert.
– Der ganze Raum erhielt eine neue Farbgebung, in die auch die Orgel einbezogen wurde.

Ergebnis: Die Kirche ist heute hell, freundlich und weit, ausgewogen im Verhältnis von Länge und Breite durch Einbeziehung des Chorraums.

Drei Nischen, von denen bisher nur eine sichtbar war, fallen jetzt im Chorraum auf. Jede hatte im Mittelalter ihre bestimmte gottesdienstliche Bedeutung:
1) die bisher schon sichtbare Piscina (SO).
2) Das bisher als Wandschrank benutzte und hinter der Chorwand befindliche Sakramentshäuschen (NO-Wand des Chores). Bei den Arbeiten
kam das wohl aus der Barockzeit stammende Ornament zu Tage.
3) Der vermauerte und bis dahin nicht sichtbare Levitenstuhl an der Süd-Seite. (Seine Existenz macht die bis dahin nicht zu erklärende
Unsymetrie der Fenster im Ost-Teil der Kirche verständlich).

Mit einem Gottesdienst wurde die Kirche am 4. Advent, 21.12.1980, wieder in gottesdienstlichen Gebrauch genommen. Die Predigt hielt der Propst des Sprengels Hersfeld, Albrecht. Gemeinde und Gäste waren anschließend zu Tee und Gebäck ins Martin-Luther-Haus eingeladen.
Gestiftet wurden für die neue Kirche:
1) eine neue Altardecke durch die Gemeindemitglieder Frau Raub, die die Decke auch genäht hat, und Frau Lückfeldt (Mitglied des KV);
2) die Altarplatte (s.o.) durch den Kirchenkreis Witzenhausen;
3) der Taufstein durch Spenden der beteiligten Handwerker und des Architekten Vogelei (vgl.o.);

Vom Sprangel Hersfeld durch den Propst Albrecht die beiden neuen Altarleuchter (sie wurde ebenso wie das neue Altarkreuz und das Taufbecken von der Firma Schönwandt in Nordeck bei Gießen aus Bronce hergestellt).

Nicht geklärt werden konnten leider das Alter der Kirche und ihre älteste Baugeschichte. Weder das Pfarrarchiv noch das des Patrons der Berger Kirche Gotthard Frhr. von Bischoffshausen ergab dazu etwas. Auch Anfragen im LKA in Kassel und im Staatsarchiv Hessen in Marburg ergaben nichts. So bleiben nur die Angaben bzw. Vermutungen in Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Aus den o.gen. Nischen im Chorraum und ihrer gottesdienstlichen Bedeutung im Mittelalter ergibt sich als Terminus a quo auf jeden Fall die vorreformatorische Zeit.

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Der Kirchenvorstand Hebenshausen besteht zur Zeit aus folgenden Mitgliedern:
Herbert Bürmann, Johannes Halank, Erika Handwerk, Lilli Lückfeldt, Hermann Siebert, Karl Wentrot, Pfarrer Dr. Christian Jeremias.
Küsterin ist Frau Ingrid Nilsson.

Neu-Eichenberg, den 9.1.1981

Dr. Christian Jeremias, Pfr.


Autor: Dr. Christian Jeremias, Pfarrer
Quelle: Dr. Christian Jeremias, Pfarrer, persönliche Übergabe an Renate Klein mit Bitte um Bewahrung für nächste Generationen

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