Flachswiesen

Hier stehen wir vor den Flachswiesen – auch Flachsrotte genannt. Die Flachs- oder Leinpflanze,
aus der Leinen hergestellt wurde, war wahrscheinlich die erste Pflanze, die von den Menschen genutzt wurde.
Sie wird 1,2 bis 1,6 m hoch und hat wunderschöne blaßblaue Blüten. Wenn die gesamte Wiese so blühte, muss es wahrlich ein herrlicher Anblick gewesen sein.
Heute wird nicht mehr viel Flachs angebaut, aber früher waren die Dörfler mit dem Leinenstoff ein Stück weit Selbstversorger.
Leinen war bereits damals ein edler Stoff, der vor Allem nicht so kratzig war wie Wolle, und seine Verwendung überwiegend in Tisch- und Bettwäsche, aber auch in Handtüchern fand.
Auch heute noch ist Flachs ein hochwertiger und nachhaltiger Naturstoff, der zunehmend wieder an Beliebtheit gewinnt.

Flachsanbau
Auf diesen feuchten Wiesen, die direkt am „Hüttenborn“ Bach liegen wurden Pflanzenfasern gewonnen, die richtig „gemeine Lein“
genannt werden. Hier wurden Gruben angelegt, die man beliebig mit dem Bachwasser fluten konnte.
Von den Wiesen ist nicht mehr viel zu erkennen, da hier in den 1870er Jahren der Eisenbahndamm mitten hindurch gebaut wurde.
Hergestellt wurde aus den Fasern dann Leinen, das war ein edler Stoff der nicht so kratzig ist wie Wolle. Die Flachspflanze wird 1,2 bis 1,6 m hoch und hat wunderschöne, blaßblaue Blüten. Dies muss ein herrlicher Anblick gewesen sein, wenn die gesamte Wiese so blühte.

Die Flachsernte
Der Flachs wurde von Hand geerntet, zu sogenannten Garben ( ähnlich wie Weizengarben nur kleiner) zusammengebunden und zu Mandeln aufgestellt. Wenn die Pflanzen trocken waren, wurden sie durch einen stehenden Stahlkamm gezogen, damit die Samenkapseln abfielen.
Als nächstes erfolgte das Rosten. Die Pflanzen wurden mehrere Tage, manchmal auch Wochen, zum Faulen in eine mit Wasser gefüllte Grube gelegt. Dadurch öffneten sich die Leinbündel, die man als spinnbare Fasern zur Herstellung des kostenbaren Leinens benötigte.
Wenn die Fasern richtig schön weich waren, wurden sie getrocknet, gebrochen und ausgekämmt.
Bevor sie dann aber versponnen werden konnten, mussten sie nochmals durch einen Kamm gezogen und damit die kurzen Fasern entfernt werden.

Das Spinnen
Hierzu wird eine Hand voll Fasern aufgenommen und mit einer Schnur zu einem Bündel gebunden. Die langen Schnurenden bindet sich die Spinnerin um die Taille (schon damals war dies ausschließlich Frauenarbeit). Dann nimmt man sich mehrere Stränge der Fasern zwischen Daumen und Zeigefinger, immer mit Abstand, und so arbeitet man sich von links nach rechts, bis die Bünden fächerartig ausgelegt sind.
Nun legt man einen Spinnrocken (geriffelter Stab mit Kanten) an eine Kante des Fächers und steckt den Stab in das dafür vorgesehene Loch des Spinnrades. Erst dann konnte das Spinnrad schnurren…

Das Spinnrad („Tagebuch“eintrag von Erika Handwerk, 13.11.1946)
(Das dem Heimatverein überlassene „Tagebuch“ ist kein solches mit persönlichen Einträgen, sondern ein Schreibübungsheft aus der Volksschule für den Schreibunterricht).

„Auf jedem Bauernhof und auch in anderen Häusern finden wir noch von früheren Jahren
her ein Spinnrad, denn zu dieser Zeit wurde von unseren Vorfahren noch mehr Wolle und
Flachs gesponnen. Sie mußten sich nämlich aus der fertigen Wolle und der Leinwand
ihre Kleidung selbst herstellen. Da man später die fertigen Kleidungsstücke kaufen
konnte, wurde in vielen Familien das Spinnrad abgeschafft. Das Spinnrad besteht aus
vielen Teilen, aus dem Rad, drei Beinen, dem Trittbrett, dem Knechtstock, der Spindel,
der Spule, der Radschnur, und noch mehreren Kleinigkeiten. Es wird aus Zwetschenholz
von Drechslern hergestellt. Es gibt einfache und prunkvolle Räder. Diese schönen sind
schwarz und mit weißen Knöpfen verziert. In der Kriegszeit (Anm.: II. WK) wurde es nicht
gebraucht, weil alle Wolle restlos abgegeben werden musste. Früher gehörte zu jeder
Aussteuer einer Bauerntochter ein Spinnrad.“

Handzeichnung von Erika

Archivnummer 004052

 


Autor:
Lars Klein

Quellen:
Buch, Vergessene Künste, John Seymour
Illustrationen von Bettina Zimmermann, www.tinazett.de
Familienarchiv Familie Handwerk/Küllmer
Erika Handwerk, geb. Küllmer (23.10.1932-27.12.2022)

 

Lein oder Flachs, eine besonders alte Kulturpflanze der Faser- und Ölgewinnung.
Verarbeitung von Flachs
die Flachsernte
Handzeichnnung von Erika Handwerk, November 1946
Die Flachswiesen von oben.

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